Zugegeben: Die Nachricht ist nicht mehr ganz neu, sie ging bereits im Juni dieses Jahres durch die Gazetten. Sie passt aber relativ gut zu der Frage „Muss Bier flüssig sein?“, die ja in diesem Jahr auch in Zusammenhang mit dem Reinheitsgebots-Jubiläum diskutiert wurde. Außerdem ist sie ein weiteres Mosaiksteinchen zu der Fragestellung „Was ist Craftbier?“, bzw. hier zum anderen Extrem: „Was ist nicht Craftbier?“
Sodastream Blondie: Bier aus Konzentrat
Eigentlich ist die Entwicklung nur konsequent: Etliche Großbrauereien verwenden schon seit geraumer Zeit Hopfenkonzentrat anstelle von Hopfen. Nun gibt es das für das fertige Produkt: Bierkonzentrat, zu verdünnen im Verhältnis 1:2. Dem sog. Reinheitsgebot entspricht das Produkt nicht, das es die Zutat Glukosesirup enthält, welche für untergärige Biere nach dem Vorläufigen Biergesetz in Deutschland nicht zugelassen ist.
Zu haben ist das Konzentrat nur im Onlineshop bei Sodastream. Ein Liter kostet 3,99 €, das ergibt bei Verdünnung 1:2 einen Literpreis von 1,33 €. Da ist ein Oettinger-Bier dagegen jedenfalls günstiger, und wahrscheinlich auch noch wohlschmeckender. Einen Vergleichstest der beiden Getränke erspare ich meiner Zunge und meinem Gaumen.
Ob der Marketingabteilung bei Sodastream bewusst ist, dass sie ein Bier auf den Markt gebracht haben, dessen Namen – zumindest phonetisch – identisch mit dem des Hundes Adolf Hitlers ist?
Mein Fazit: Auch diese „Spielart“ von Bier ist Ausdruck eines sich stark diversifizierenden Angebots in Sachen Bier. Wer Craft Beer liebt und sich daran erfreut, dass man in Deutschland Zugriff auf ein rasant wachsendes Angebot hat, muss akzeptieren, dass diese Entwicklung auf der „anderen Seite“ ähnlich verläuft: „Blondie“ ist Ausdruck dieser Entwicklung.
Hier noch zwei Video-Testberichte:
Männerabend
Dennis von Männerabend hat das Konzentrat getestet:
Robert Basic für eKitchen
Der Godfather der deutschen Bloggerszener, Robert Basic, bloggt neuerdings auf drei „Verticals“, die zu Computerbild.de gehören. Eines davon ist eKitchen, auf dem es vornehmlich um technische Aspekte von allem, was mit „Küche“ zu tun hat, geht. Hier testet er „Blondie“:
Andere Meinungen
Die Bewertungen in den Videos fallen beide recht wohlwollend aus. Auf bento wird Sebastian Schack, einer der Chefredakteure des Craftbeer Magazins, zitiert:
Schon am Preis des Sodastream-Bieres lässt sich ablesen, dass es den Geschmacksansprüchen eines passionierten Biertrinkers mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nicht genügen wird.
[…]
Ein netter Gag für die nächste Party ist ‚Blondie‘ sicherlich, mehr aber auch nicht.
Noch eindeutiger fällt das Urteil der Redakteurin Nastasja Sluka bei CHIP.de aus:
[…] Also nichts für Kenner. Wer es eher abgestanden mag und geschmacklich flexibel ist, für den könnte Blondie tatsächlich eine Alternative sein zu – ja, zu was eigentlich? Wir wissen es nicht.