Aggregatzustände von Bier

Kurz vor dem Reinheitsgebots-Jubiläum geisterten auf mehreren Onlinemedien Artikel bzw. Interviews mit dem Titel „Muss Bier flüssig sein?“ durchs Netz (vgl. z. B. nt-v.de oder Bayerische Staatszeitung). Ausgangspunkt dieser Titelfrage war ein Interview mit Johannes Tippmann und Thomas Becker, beide Professoren an der TU München im Studiengang Brau- und Getränketechnologie, der in Weihenstephan beheimatet ist. Die beiden Herren berichten über den Stand der Forschung in Sachen „Instant-Bier“: Dies sei praktisch bereits möglich, allerdings noch mit zu starken Einbußen beim Aroma.

Eine andere Meldung ging Ende März bzw. Anfang April durch die Blogosphäre: Scottish craft brewer launches ‚world’s first spreadable beer‘ (via Schlecky Silberstein & Nerdcore). Sehr schnell meldeten sich aber Kommentatoren in den Blogs zu Wort und wiesen darauf hin, dass „world’s first spreadable beer“ eine Falschmeldung sei, weil bereits seit über drei Jahren die Konfitürenmanufaktur Alfred Faller GmbH Gelees auf der Basis von Rothaus-Bieren anbietet: Tannenzäpfle Biergelee und Hefe Weizen Biergelee (vgl. fudder).

Bier-entdecken.de rezensiert:

Ein starke Süße ist zu vernehmen und der Geschmack von Hopfen ist klar erkennbar. Mit dem bekannten Rothaus Tannenzäpfle hat das wenig zu tun, es ist ja auch Gelee. Zumal möchte man ja morgens auch eher etwas Süßes, als ein bitteres Gelee auf seinem Brötchen.

Vergangenes Wochenende weilte ich in Suffolk, UK. Dort begegneten mir zwei Produkte der dort ansässigen Brauerei ADNAMS: Beer Chutney und Spirit of Broadside Orange Marmalade (siehe Foto oben). Ersteres enthält 6% des Pale Ales „Broadside“. Die Orangenmarmelade enthält 5% „Eau de vie de bière“ (= Bierbrand). Eine Verkostung dieser beiden Bier-Derivate durch mich steht noch aus.

Geklärt ist allerdings schon einmal die Frage, ob Bier zwingend flüssig sein muss: Andere Aggregatzustände bzw. Viskositäten sind also nicht nur denk-, sondern auch machbar. Allerdings entfernt man sich damit dadurch, da muss man realistisch sein, schon deutlich von Bier.